Call for Papers: Queere Menschen und die Kirchen (Stuttgart, 21.-23. November 2024)

Tagung Queere Menschen und die Kirchen, 21. bis 24. November 2024

Call for Papers: Fluchtlinien, Möglichkeitsräume, Perspektiven:
Queere Menschen und die Kirchen

Veranstalter: Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart; Evangelische Akademie Bad Boll; Studienzentrum der EKD für Genderfragen; Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg

Organisationsteam: Beate Dörr (Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Fachbereich Frauen und Politik), Henny Engels (LSVD-Bundesvorstand), Dr. Thomas Haas (Evangelische Akademie Bad Boll, Studienleiter Lebensformen, Diversity und Soziales), Ruth Heß (Studienzentrum der EKD für Genderfragen), Dr. Thomas König (Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Fachbereich Gesellschafts- und Sozialpolitik II), Dr. des. Johannes Kuber (Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Fachbereich Geschichte), Dr. Julia Noah Munier & Karl-Heinz Steinle (Universität Stuttgart, Historisches Institut, Abteilung Neuere Zeitgeschichte, Forschungsprojekt „100 Jahre geschlechterdivers in Baden-Württemberg“)

Tagungsort: Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart,
Tagungszentrum Stuttgart-Hohenheim Datum: 21. bis 23. November 2024

Lange haben die katholische und die evangelische Kirche alle Lebensformen jenseits der Heteronormativität verurteilt und LGBTQI* in christlicher Lehre wie kirchlicher Praxis marginalisiert und diskriminiert. Momentan vollzieht sich jedoch ein vorsichtiger Umbruch: Auf unterschiedliche Weisen und in verschiedenen Geschwindigkeiten öffnen sich die Kirchen zunehmend für queere Menschen. In dieser Situation will die geplante Tagung durch historische und theologische Rückschau und Bestandsaufnahme einen Beitrag zu den Diskussionen um eine weitere Öffnung leisten.

Im Zentrum der Tagung soll die Frage nach dem Verhältnis zwischen queeren Menschen und den beiden großen christlichen Kirchen, zwischen „Homosexualität“, „Geschlechterdiversität“ und Theologie stehen. Der Schwerpunkt soll dabei auf Deutschland im 20. Jahrhundert liegen; als Beginn des Untersuchungszeitraums wird die Gründung des Wissenschaftlich-humanitären Komitees im Jahr 1897 als weltweit erster Homosexuellenorganisation angesetzt, die unmittelbar Gegenreaktionen der Kirchen und Sittlichkeitsvereine hervorrief und das Thema damit öffentlich sichtbarer machte.

Durch ihre politische und gesellschaftliche Wirkmächtigkeit hatten die Kirchen restriktiven Einfluss auf die Lebenswelten homo- und bisexueller Männer wie Frauen, trans* Menschen und selbst die Lebenswelten Heterosexueller, die kein der kirchlichen Norm entsprechendes Beziehungs- und Liebesleben führten. In den 1950er Jahren etwa war es die katholische Kirche und hier insbesondere der Volkswartbund, der in seinen Streitschriften in heute kaum noch vorstellbarer Art und Weise gegen Angehörige sexueller Minderheiten und nicht-heteronormative Lebensweisen – speziell homosexuelle Männer – hetzte. Doch die Kirchen waren es auch, die über Moraltheologie, Seelsorge oder auch im Zuge der Debatte um die Reform des Sexualstrafrechts Themen wie andere Lebensmodelle oder Homosexualität aufgreifen konnten. Kirchliche Institutionen und Akteur:innen stießen Liberalisierungsdebatten mit an und schufen auch Möglichkeitsräume, etwa in der Seelsorge oder auf Tagungen und Konferenzen im geschützten Raum ihrer Akademien.

Mögliche Schwerpunktsetzungen der geplanten Tagung sind:

  • theologische und praktische kirchliche Positionierungen zu Homosexualität (und ihrer Kriminalisierung)

  • kirchliche Sittlichkeitsdiskurse

  • LGBTQI* in den Kirchen (als Priester, Pfarrer:innen, Angestellte, Lai:innen): Selbstverortung und Selbstbehauptungsstrategien

  • Möglichkeiten unterstützender Seelsorge (z.B. Gefängnispfarrstellen, Familien- oder Telefonseelsorge)

  • Kirchen und kirchliche Einrichtungen als Orte der Aushandlung und Liberalisierung (z.B. im Kontext der Strafrechtsreform)?

  • queering the archives: das Potenzial kirchlicher Archive zur Erforschung queerer Geschichte

  • aktuelle theologische Auseinandersetzungen um sexuelle und geschlechtliche Vielfalt unter dem Schlagwort „Anti-Gender“

Die Tagung soll neben Historiker:innen und Theolog:innen auch Vertreter:innen queerer Kirchengruppen und Initiativen, Haupt- und Ehrenamtlichen im kirchlichen Raum, Religionslehrer:innen, Kirchenarchivar:innen sowie Studierenden die Möglichkeit zum Austausch bieten.

Wir laden alle Interessierten ein, sich an der Tagung zu beteiligen. Denkbar wären neben klassischen Vorträgen (max. 30 Minuten) mit anschließender Diskussion auch andere Formate, etwa die Vorstellung laufender Forschungsprojekte in einem Werkstattgespräch, die Diskussion vorab versandter Positionspapiere oder die Vorbereitung materialbasierter Workshops. Von Interesse sind insbesondere geschichtswissenschaftliche und theologische Beiträge, aber auch Personen aus anderen Disziplinen und Kontexten sind herzlich zur Beteiligung eingeladen. Ein Teil der Vortragenden wird direkt angefragt, ein Teil soll sich aus dem Call for Papers ergeben.

Proposals von höchstens einer Seite senden Sie bitte bis zum 3. April 2024 an Johannes Kuber: kuber@akademie-rs.de. Das Abstract sollte Name, Fachrichtung, Position und E-Mail-Adresse sowie einen Beitragstitel, eine Skizze der zu diskutierenden Fragestellung und die gewünschte Präsentationsform enthalten. Über die Annahme Ihres Vorschlags werden wir Sie rechtzeitig informieren.

Kontakt: Johannes Kuber, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Fachbereich Geschichte – kuber@akademie-rs.de, Tel +49 711 1640 753

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