Grußwort der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Theresia Bauer (von 2011 bis 2022 Ministerin)

Liebe Leser_innen,

das Forschungsvorhaben zur Geschichte von LSBTTIQ im südwestdeutschen Raum  während des Nationalsozialismus und der frühen Jahre der Bundesrepublik liegt mir sehr am Herzen. Meine Hoffnung ist, dass wir mit diesem Projekt Licht in ein dunkles Kapitel der Vergangenheit bringen. Dies ist eine Verantwortung, die wir nicht nur gegenüber den Betroffenen selbst haben, sondern auch gegenüber deren Angehörigen und Nachkommen sowie uns als Gesellschaft. Read More

Online-Vortrag „Geschlechterdiversität in Baden-Württemberg in den letzten 100 Jahren?“

Geschlechterdiversität in Baden-Württemberg in den letzten 100 Jahren?

Öffentlicher Online-Vortrag von Dr. Julia Noah Munier und Karl-Heinz Steinle

Universität Stuttgart, Montag, 13. Januar 2025, 14:00 h – 15:30 h

Organisiert von uniqUS – Stabstelle für Inklusive Universitätskultur der Universität Stuttgart im Rahmen der Ringveranstaltung „Gender und Diversity in Sprache, Gesellschaft, Forschung und Praxis“.

Ansprechperson: Dr. Annika Thiem, Koordinatorin Zertifikat „Gender und Diversity: Vielfalt in Sprache, Gesellschaft, Forschung und Praxis“, diversity-zertifikat@uni-stuttgart.de

Die Veranstaltung steht allen Interessierten offen. Sie findet per Webex statt. Bitte melden Sie sich per E-Mail (diversity-zertifikat@uni-stuttgart.de) zum Online-Vortrag an. Sie erhalten anschließend den Link zur Veranstaltung. Vielen Dank!

Die Ringveranstaltung „Gender und Diversity in Sprache, Gesellschaft, Forschung und Praxis“ wird als Teil des Zertifikats „Gender und Diversity: Vielfalt in Sprache, Gesellschaft, Forschung und Praxis“ von uniqUS – der Stabstelle für Inklusive Universitätskultur der Universität Stuttgart angeboten. Im Rahmen der Veranstaltung werden Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Forschungsdisziplinen eingeladen, um ihre Forschung in Bezug auf Gender und Diversity (oder Teilaspekte hiervon) vorzustellen und zu diskutieren. Dadurch soll ein Einblick in verschiedene Perspektiven, Herangehensweisen, Fragestellungen, etc. ermöglicht und der Diskurs zu Gender und Diversity bereichert werden.

Toni Simon, Fotocollage „Mein Leben im Bild“, zusammengestellt von Toni Simon zu ihrem*seinem 70. Geburtstag, Kornwestheim 1957, Schwules Museum Berlin, Sammlung „Kameradschaft die runde“

Dr. Julia Noah Munier und Karl-Heinz Steinle arbeiten im Forschungsprojekt „Lebenswelten, Repression und Verfolgung von LSBTTIQ* in Baden und Württemberg im Nationalsozialismus und der Bundesrepublik“. Angesiedelt ist es am Historischen Institut, Abt. Neuere Geschichte der Universität Stuttgart (Projektleitung: Prof. Dr. Wolfram Pyta).

Der lange Titel des Forschungsvorhabens soll signalisieren, dass alle sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten interessieren – also alle nicht-heteronormativen Lebensentwürfe und Lebenswelten. Und das auf Landesebene, auch jenseits der großen Städte Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe oder Freiburg. Auf der Projekt-Webseite sind dazu Interviews zu finden, Blog-Beiträge und aktuelle Hinweise.

Das seit 2016 laufende Forschungsprojekt hat verschiedene Module. In den letzten Jahren standen Lebenswelten von schwulen und bisexuellen Männern, die Wirkungsgeschichte des Homosexuellenparagrafen § 175 und die trotzdem existierende Ausgehkultur auf dem Gebiet des heutigen Baden-Württembergs im Fokus. 2021 erschien Muniers Studie „Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg“. Gerade abgeschlossen wurde die Studie zum Forschungsmodul II, bei dem die Verfolgung und Repression homo- und bisexueller Männer in verschiedenen gesellschaftlichen Feldern im Fokus standen Die umfangreiche Studie konzentriert sich sowohl auf polizeiliche und juristische Verfolgungspraktiken – dazu gehört auch die Analyse des Sprechens zum § 175 StGB vor Gericht, sowie um medizinisch-psychiatrische Praktiken im Umgang mit mann-männlicher Homosexualität, wie z.B: Konversionstherapien oder die Frage der sogenannten Kastration. Die sich auf die junge Bundesrepublik im deutschen Südwesten konzentrierende Studie erscheint 2025 im Verlag transcript.

Das Forschungsmodul III befasst sich nun mit Lebenswelten von Trans* und Inter*Personen und solchen, die sich als Non-Binär bezeichnen oder von anderen heute so bezeichnet werden. Verwendet werden auch Begriffe wie transgeschlechtlich und intergeschlechtlich oder geschlechterdivers, womit deutlich gemacht wird, dass es in diesem Forschungsmodul um diverse Ausprägungen von Geschlecht und Geschlechtsidentitäten geht. Es hat den Titel „100 Jahre geschlechterdivers in Baden-Württemberg?! Lebenswelten und Verfolgungsschicksale von transgender, trans- und intersexuellen Menschen im deutschen Südwesten von 1920 bis 2020“, startete im Januar 2024, wird bis Dezember 2026 laufen und erneut mit einer umfangreichen Studie abgeschlossen werden.

Es ist deutschlandweit das erste universitäre Forschungsprojekt, das sich mit der Geschichte von trans- und intergeschlechtlichen Menschen in einem Bundesland befasst. Es betritt insofern auch Neuland, was Forschungsfragen, -ansätze und -methoden betrifft. Denn: obwohl sich die mittlerweile oft genutzte Abkürzung TIN* schön griffig anhört, bestehen zwischen trans* und inter* und non-binär große Unterschiede. Das hat auch damit zu tun, wie sich Menschen selbst definieren und bezeichnen und auch mit der Tatsache, dass sich diese Selbstzuschreibungen im Laufe eines Lebens ändern können. Und wie zu anderen geschlechtlichen Identitäten auch, gibt es nur wenige Selbstaussagen, Ego-Dokumente oder gar Interviews möglicher Zeitzeug*innen.

In ihrem Vortrag stellen Julia Noah Munier und Karl-Heinz Steinle einzelne Themenfelder des neuen Forschungsmoduls vor und diskutieren anhand von Biografien, Lebenswegen und Schicksalen mit Baden-Württemberg-Bezug wie Toni Simon (1887-1979) oder Marianne (1966-2018) methodische Forschungsansätze und -fragen.

Marianne und ihr Kampf um juristische Anerkennung ihrer Personenstandsänderung

Marianne und ihr Kampf um juristische Anerkennung ihrer Personenstandsänderung

Von Karl-Heinz Steinle, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsmodul „100 Jahre geschlechterdivers in Baden-Württemberg?! Lebenswelten und Verfolgungsschicksale von transgender, trans- und intersexuellen Menschen im deutschen Südwesten von 1920 bis 2020“ (Universität Stuttgart, Historisches Institut, Abtl. Neuere Geschichte) zum Transgender Day of Remembrance (TDOR) am 20. November 2024. Read More

Zwischen Anerkennung und Todesurteil. Cross-Dressing in Kriegen des 18. Jahrhunderts – Lebenswege im Herzogtum Württemberg und Kurfürstentum Brandenburg

Zwischen Anerkennung und Todesurteil. Cross-Dressing in Kriegen des 18. Jahrhunderts – Lebenswege im Herzogtum Württemberg und Kurfürstentum Brandenburg

Von Lisa Heiberger

„Sachlich nicht klassifizierbare Personen“ – unter dieser Verschlagwortung findet man Anna Maria Christmann (1697-1761) im Datensatz der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig.1 Read More

Queere Menschen und die Kirchen. Tagung in Stuttgart 21.-23.11.2024

Queere Menschen und die Kirchen: Fluchtlinien, Möglichkeitsräume, Perspektiven

Wallfahrtsbild „Kümmernis“ aus Scharzau am Steinfeld (Österreich). Museum Neuenkirchen. Wikimedia Commons.

Tagung von 21.-23. November 2024 im Tagungszentrum der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Stuttgart-Hohenheim

Lange haben die katholische und die evangelische Kirche alle Lebensformen jenseits der Heteronormativität verurteilt und LGBTQI* in christlicher Lehre wie kirchlicher Praxis marginalisiert und diskriminiert. Momentan vollzieht sich jedoch ein vorsichtiger Umbruch: Auf unterschiedliche Weisen und in verschiedenen Geschwindigkeiten öffnen sich die Kirchen zunehmend für queere Menschen. Read More

„Woher glaubst du, kommt deine Heterosexualität?“

„Woher glaubst du, kommt deine Heterosexualität?“ Die Geschichte der Verwendung des „heterosexuellen Fragebogens“ in der Bildungsarbeit des AK Lesbenpolitik in der GEW Baden-Württemberg 1997-2021

Von Merlin Sophie Bootsmann, wissenschaftliche Mitarbeiter*in des Teilprojekts „Menschenrechte, queere Geschlechter und Sexualitäten seit den 1970er Jahren“ der DFG-Forschungsgruppe „Recht Geschlecht Kollektivität“ an der Freien Universität Berlin

Es gibt Fragen, die kann man als Mensch mit Diskriminierungserfahrungen nicht mehr hören – weil man sie andauernd gestellt bekommt und sie dadurch selbst diskriminierend wirken. Die Fragen variieren, die Erfahrungen sind ähnlich: Lesbische Frauen können von der Frage verletzt werden, ob sie einen Freund hätten und rassistisch markierte Menschen analog dazu von der Frage, woher sie denn „wirklich“ stammen. Der sogenannte „heterosexuelle Fragebogen“ dreht den Spieß um, und stellt der privilegierten Gruppe (hier: heterosexuelle Menschen) ebensolche Fragen, die die diskriminierte Gruppe (hier: homosexuelle Menschen) nicht mehr hören kann: Read More

Call for Papers: Queere Menschen und die Kirchen (Stuttgart, 21.-23. November 2024)

Tagung Queere Menschen und die Kirchen, 21. bis 24. November 2024

Call for Papers: Fluchtlinien, Möglichkeitsräume, Perspektiven:
Queere Menschen und die Kirchen

Veranstalter: Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart; Evangelische Akademie Bad Boll; Studienzentrum der EKD für Genderfragen; Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg

Organisationsteam: Beate Dörr (Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Fachbereich Frauen und Politik), Henny Engels (LSVD-Bundesvorstand), Dr. Thomas Haas (Evangelische Akademie Bad Boll, Studienleiter Lebensformen, Diversity und Soziales), Ruth Heß (Studienzentrum der EKD für Genderfragen), Dr. Thomas König (Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Fachbereich Gesellschafts- und Sozialpolitik II), Dr. des. Johannes Kuber (Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Fachbereich Geschichte), Dr. Julia Noah Munier & Karl-Heinz Steinle (Universität Stuttgart, Historisches Institut, Abteilung Neuere Zeitgeschichte, Forschungsprojekt „100 Jahre geschlechterdivers in Baden-Württemberg“) Read More

„Travestie Erinnerungen“ – Sammlung von Tina Glamor

„Travestie Erinnerungen“ – Sammlung von Tina Glamor

Zum Auftakt des neuen Forschungsmoduls „100 Jahre geschlechterdivers in Baden-Württemberg. Lebenswelten und Verfolgungsschicksale von transgender, trans- und intersexuellen Menschen im deutschen Südwesten (1920-2020)“.

Tina Glamor ist 1991 geboren, arbeitet als Bauzeichner und lebt in einem kleinen Dorf zwischen Stuttgart und Schwäbisch Gmünd. 2007 hat er angefangen sich mit dem Thema Travestie zu befassen und Kontakt zu Travestiekünstler*innen aufzunehmen. Mit seiner Sammlung „Travestie Erinnerungen“ besitzt er mittlerweile eine der wichtigsten Sammlungen zur Geschichte der Travestie und ihrer Akteur*innen in Deutschland. Read More

„Einhorn sucht Regenbogen“ – Die queere Schwäbisch Gmünder Geschichtswerkstatt

»Einhorn sucht Regenbogen« – Die queere Schwäbisch Gmünder Geschichtswerkstatt

Von Arnd Kolb, Historiker und Migrationsforscher, Gründer des GAROA-Verlags und Mitarbeiter des Stadtarchivs Schwäbisch Gmünd. Zuvor Geschäftsführer des Dokumentationszentrums und Museums über die Migration in Deutschland (DOMiD) in Köln und Redakteur beim Südwestrundfunk (SWR). In seiner Heimatstadt leitet er die queere Geschichtswerkstatt „Einhorn sucht Regenbogen“.

Queer – ein kurzes Wort und doch so viel mehr: Es geht um Vielfalt, sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität. Es geht aber auch um Achtung und Würde und am Ende vor allem um eins: Liebe. Mit einem offenen Blick auf die Diversität in unserer Stadt möchte das Projekt »Einhorn sucht Regenbogen« lokalen Entwicklungen nachspüren, verborgene Traditionen entdecken und das queere Leben in Gmünd in Geschichte und Gegenwart noch sichtbarer machen. Read More

Alles erforscht? Was es noch zu tun gibt, zeigt der Lebensweg von Hans Diers

Alles erforscht? Was es noch zu tun gibt, zeigt der Lebensweg von Hans Diers

Von Dr. Julia Noah Munier, Forschungsprojekt „Lebenswelten, Repression und Verfolgung von LSBTTIQ in Baden und Württemberg im Nationalsozialismus und der Bundesrepublik Deutschland“, Universität Stuttgart, Historisches Institut, Abtl. Neuere Geschichte

Der 17. Mai wurde 2005 zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie erklärt (International Day Against Homophobia, Biphobia, Interphobia and Transphobia, IDAHOBIT). Was bedeutet dieser Tag für die wissenschaftliche Erforschung der Geschichte der Verfolgung und Diskriminierung sogenannter sexueller Minderheiten in Deutschland? Blicken wir kurz zurück, so ist in diesem Jahr diesbezüglich ein wesentlicher Impuls erfolgt: Am 27. Januar 2023, dem Jahrestag der Befreiung des NS-Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee, wurde in der Gedenkstunde des Deutschen Bundestags erstmals an diejenigen erinnert, die durch das NS-Regime auf Grund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt, inhaftiert und ermordet wurden. Read More