Heinz Schmitz wurde 1943 als uneheliches Kind in Freiburg im Breisgau geboren. Seine Mutter, eine gebürtige Österreicherin, hatte ihren ersten Ehemann, mit dem sie bereits einen Sohn hatte, im Krieg verloren. Seinen leiblichen Vater hat Heinz Schmitz nie gesehen. Der einzige Kontakt blieb ein Telefonat, das er mit dem Vater kurz kurz vor dessen Tod führte.
Im Alter von einem Jahr wurde Heinz Schmitz zu kinderlosen Pflegeeltern in ein Dorf in der Nähe von Salzburg gegeben. Vermittelt wurde dies ganz ohne staatliches Zutun von der Schwester der Mutter. Dort verbrachte er eine glückliche und wohlbehütete Kindheit. Er war acht Jahre alt, als ihn die Mutter – trotz großer Widerstände seitens der Pflegeeltern – zu sich zurück nach Freiburg holte. Hier wohnten sie in einem Einfamilienhaus im gutsituierten Bezirk Herdern. Die Mutter hatte im Krieg ein zweites Mal geheiratet, sich aber sofort wieder scheiden lassen. Erst jetzt bekam Heinz Schmitz die Vorurteile einem unehelichen Kind gegenüber zu spüren. Er wurde als „Bankert“ bezeichnet. Mit einer alleinstehenden Mutter stand er unter staatlicher Vormundschaft, die vom Stadtjugendamt Freiburg ausgeübt wurde.
Heinz Schmitz war kein guter Schüler. Er verließ die Schule und begann eine Friseurlehre, die er aber wegen einer Hautallergie abbrechen musste. 1960 begann er seine Ausbildung als Textilkaufmann mit einer Lehre bei Kaufhof. In dieser Zeit fing er an sich mit Männern zu treffen. Als Mittel dazu dienten seine abendlichen Spaziergänge mit den Hunden in den Wald. Zu einem Dekorateur, der Mitte Zwanzig war, entwickelte sich eine tiefere Freundschaft. Das gemeinsame Renovieren eines Stuhles im Zimmer von Schmitz diente als Vorwand für erste sexuelle Anbahnungen.
Die Treffen im Wald und der ältere Freund alarmierten die Mutter. In einem Brief an den staatlichen Vormund bat sie, man möge sich um ihren Sohn kümmern. Es kam zu Ermittlungen und einem Verfahren gegen Heinz Schmitz nach § 175 wegen „Unzucht mit Männern“. Im Urteil von 1962 wurden ihm fünf Fälle zur Last gelegt. Er wurde zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Aufgrund seiner guten Leistungen als Lehrling wurde die Strafe auf zwei Jahre Bewährung ausgelegt. Um „Strafe zu spüren“ wie ihm gesagt wurde, musste er drei Wochenenden in der Jugendstrafanstalt im nahegelegenen Müllheim verbringen.
Ermittlungen und Verurteilung übten eine langanhaltende Wirkung auf die weitere Lebensgestaltung von Heinz Schmitz aus. Während der Bewährungszeit „schaute ich keinen Mann mehr an“ wie er im Interview sagt. Und auch noch lange Zeit danach hatte er nur schnelle anonyme sexuelle Kontakte. 1965 heiratete er seine Jugendfreundin, mit der er schon seit dem 18. Lebensjahr verlobt war. Sie war immer zu ihm gestanden, auch 1962, ohne den eigentlichen Grund seiner Verurteilung zu kennen. 1966 und 1972 wurden die beiden Töchter geboren. Von ihrer Umwelt wurde die Familie als vorbildlich und Heinz Schmitz als einfühlsamer Vater und aufmerksamer Ehemann wahrgenommen. In der Ehe jedoch gärte es. Zu unterschiedlich waren die eigentlichen Bedürfnisse der beiden Ehepartner. Aber es brauchte Jahre, bis diese zur Sprache kamen und 1980 zur Scheidung führten.
Jetzt lebte Heinz Schmitz allein, hielt aber Kontakt zur geschiedenen Frau und den Kindern. 1983 verlor er seine Arbeitsstelle in der Textilindustrie. Es ergab sich ein Job als Kneipier in einem Freiburger Altstadt-Lokal, der ihn ganz ausfüllte. In dieser Zeit erlebte er sein Coming-out und bekannte sich nun auch öffentlich zu seiner Homosexualität. 1988 kam er zum neu gegründeten „Schwarzwald-Radio“, wo er als Nachrichtensprecher, Sprecher von Features und anderen Sendeformaten redaktionell arbeitete. Mit Genugtuung genoss er seine Bekanntheit in Freiburg und darüber hinaus, zumal er sich in dieser Zeit auch mit seiner neuen großen Liebe in der Öffentlichkeit zeigen konnte. Gesundheitliche Probleme und Neuausrichtungen im Programm des Radiosenders zwangen ihn 1998 zur Aufgabe der geliebten Arbeit. Heute jobbt Heinz Schmitz in einem Spielcasino, „um meine Rente aufzubessern“, wie er sagt, aber dies durchaus mit Herzblut.
khs